Geschichten:Fass mir nie wieder an den Hintern - Auf zum Sieg

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Piratenfeste, Anfang Phex 1041 BF

Mit diesen Worten machten sich die vier Gefährten auf den Weg in die große Halle, in der sie alle gezecht und gebechert hatten. Éimhin erinnerte sich daran wie er gebangt hatte, ob das Gegengift auch tatsächlich so wirkte oder ob sie ebenso wie die Halunken hier einschlafen würden. Den Göttern sei Dank hatte das Gebräu, dass gar widerlich geschmeckt hatte, wenigstens gewirkt.

Unten in der großen Halle ließen sie ihren Blick über die schlafenden Piraten wandern. Und da sahen sie auch Tjeika. Sie war in einer innigen Umarmung mit einem der Piraten gefangen, der zwar laut schnachte, sie dabei aber anscheinend trotzdem nicht gehen lassen wollte. Vorsichtig näherten sich die vier Gefährten dem ungleichen Paar.

Gerade drehte der Pirat seinen Kopf wieder, dabei öffnete er kurz die Augen - und sah direkt in das Gesicht von Énna über ihm. “We…” RUMMMS!

Énna schüttelte mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Faust und biss die Zähne zusammen. “Was war das denn für ein Basaltschädel”, flüsterte er dann. Seine Hand schmerzte höllisch - doch der Hieb hatte den gewünschten Effekt, der Pirat war wieder im Reich der Träume - und würde sicher ordentlich Kopfweh haben, falls er die Nacht überlebte.

“Ausschwärmen. Jeder hier muss dingfest gemacht werden. Und Wolfen fehlt immer noch. Sobald wir hier fertig sind, müssen wir ihn suchen”, fasste Éimhin zusammen, dann machte er sich an die Arbeit.

Nur einige Augenblicke später war auch hier ihr Werk vollbracht, die schläfrigen Piraten leisteten keinen oder nur geringen Widerstand. “Das läuft hier eindeutig zu glatt…”, murmelte Muadnait gerade, als die Tür aufging. Drei der Halunken kamen von draußen herein, sie wirkten alles andere als schläfrig. Als sie die vier Gefährten sahen, drehten sie auf der Stelle um, die vier Albernier eilten hinterher.

Draußen war es noch dunkel, nur wenige Fackeln erhellten den Burghof. Kein leichtes Gelände, vom Burgturm führten Treppen durch den teils sehr hügeligen Hof zu dem Teil, der dem Meer zugewandt war. Hierhin hatten sich die drei Gesellen zurückgezogen - und dort war im Schein von zwei Fackeln noch eine weitere Gestalt zu sehen, die anscheinend an der Mauer angebunden war - Wolfen!

“Na wartet, ihr Brüder”, presste Brendan zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Während sich die vier einen Überblick über die Lage verschafft hatten, waren die drei Piraten zu ihrem Gefährten Wolfen geeilt, den sie hier unten angekettet hatten. Seine Verkleidung war teils in Fetzen gerissen, er stand mit entblößtem Oberkörper im Wind, sein Kopf hing schlaff herunter.

“Ist er....?”, flüsterte Muadnait erschrocken. “Wollen wir für das Gesindel hoffen, dass er noch lebt”, knurrte Éimhin daraufhin. Langsam und vorsichtig näherten sich die vier den drei Halunken und ihrem gebundenen Freund. Die Piraten waren allesamt bewaffnet - und einer von ihnen schritt zu Wolfen, um diesem seinen Dolch an die Kehle zu setzen: “Einen Schritt weiter und eure falsche Dame hier ist tot!”, rief der mit dem Dolch, die anderen stellten sich mit gezückten Waffen - sie hatten ein Entermesser und eine Streitaxt aufzubieten - zu ihrem Kameraden.

Eine hitzige Diskussion entbrannte zwischen den Gefährten und dem Gesindel. Beleidigungen und Forderungen wechselten die Seiten, doch keiner der beiden Parteien wollte den nächsten Schritt machen. Die Piraten hatten sich um den Gefangenen gescharrt, vielleicht hofften sie auf Verstärkung. Sie hatten tatsächlich auch ein paar Mal nach ihren Kameraden gerufen, doch die Halunken in der Burg würden ihnen nicht zur Hilfe eilen können. Langsam kamen die Gefährten ihnen näher.

“Wenn er einen Schritt zur Seite treten würde, dann könnte ich ihn mit einem Stern ausschalten”, murmelte Éimhin gerade Brendan zu, der neben ihm stand. Er hatte unter seiner Verkleidung seine Wurfsterne mit hineinschmugeln können, die ihnen jetzt einen guten Dienst tun könnten - wenn er nicht so nah bei Wolfen stehen würde. Éimhin war ein guter Werfer, aber nach dem Abend und den Auswirkungen von Gift und Gegengift war er vorsichtig.

Dann jedoch schien es, als ob der Pirat mit dem Dolch nun genug hätte. Sie sahen, wie Bewegung in ihn kam, er einen Schritt weiter zu Wolfen hin trat, den Dolch hob. Einen Augenblick später sah man etwas silbern aufleuchten, als ein Mondstrahl den fliegenden Wurfstern traf. Dieser fand sein Ziel - schmerzerfüllt aufschreiend griff sich der Halunke mit beiden Händen an das Auge, das der Wurfstern getroffen hatte, dann sackte er zu Boden. Die beiden anderen Piraten machten einen Satz nach vorne, als sie ihren Kumpanen derart sahen.

Der Kampf währte nur wenige Augenblicke, dann waren die beiden Piraten überwältigt. Der dritte wurde Opfer seines eigenen Dolches, dann machten sich die Gefährten daran, den Ihren, der hier angekettet war, zu befreien.

Als sie ihm den Knebel aus dem Mund gezogen hatten, stöhnte er auf. Sein Oberkörper war mit vielen Schnittwunden versehen, daneben einige Blutergüsse. “Gut…. das… ihr… kommt”, ächzte er, dann sank sein Kopf wieder nach unten. Vorsichtig lösten sie ihn von den Fesseln und betteten ihn nieder. Brendan schüttelte den Kopf: “Ich werde mir das ansehen, aber vermutlich werde ich meine Tasche brauchen. Dich haben sie schwer zugerichtet, Wolfen!”

Während Brendan und Éimhin sich um den Verletzten kümmerten, eilten Énna und seine Schwester zum Burgtor. Ihre Gefährten, die sich im Schutz der Nacht der Burg hatten nähern sollen, warteten vor den Toren. Beiden fiel ein Stein von Herzen, als sie die Anderen vor den Toren sahen und sie wie geplant hereinlassen konnten.

Der Rest der Nacht war ein Kinderspiel. Die Piraten waren besiegt, die letzten Wachen, die an Bord der beiden Schiffe zurückgeblieben waren, konnten schnell überwältigt werden. Als der Morgen an der tobrischen Küste aufzog, befand sich die Burg fest in der Hand von Énna und seinen Gefährten. Doch um Wolfen bangten sie.



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Autor: Eichstein